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Leseproben:
1. Das Irlen Syndrom
Es hat seinen Namen nach seiner Entdeckerin
Helen Irlen. Es wird auch Scotopic Sensitivity / Irlen Syndrom (SS/IS)
genannt. Die Bezeichnung 'scotopisch' gilt als medizinisch nicht korrekt;
daher wähle ich die Bezeichnung Irlen Syndrom.
1.1. Die Entdeckung des Irlen Syndroms
Dr. Helen Irlen, Schulpsychologin, erhielt
1981 einen US Bundesforschungsauftrag. Sie sollte Gründe für das Ungleichgewicht
zwischen Lernfähigkeit und Leistungsnachweis bei Erwachsenen mit Legasthenie
finden. Die Arbeitshypothese war: die Probanden haben Probleme beim
Hören. Eines Tages hatte eine Kursteilnehmerin ihre Unterlagen in einer
roten Klarsichtfolie. Ihr Tischnachbar stutzte: "Das kann ich lesen!"
Helen Irlen griff dies sofort auf und stellte Fragen, die den Legasthenikern
bisher noch nicht gestellt worden waren: Ø Wie sieht die Seite aus?
Ø Was machen die Buchstaben? Ø Wie fühlen Sie sich beim Lesen? Alle
Probanden waren augenärztlich untersucht worden und hatten die eindeutige
Diagnose "Legasthenie" . Helen Irlen hatte etwas - entdeckt, das in
Europa bereits seit ca. 1880 unter dem Begriff "Wortblindheit" bekannt
war. Eine Störung der Wahrnehmungsverarbeitung des Bildes, welches das
Auge aufgenommen hat. Eine Störung, die offensichtlich auf "Farbe" reagiert.
Da alle Probanden angaben, lichtempfindlich zu sein, scheint es sich
um eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte, individuell unterschiedliche
Frequenzen unseres normalen Tages-/Lampenlichtes zu handeln. 47% der
Legastheniker sind davon betroffen. Das Irlen Syndrom ist also nur ein
Teil der Störung, die Legasthenie verursacht. Ca. 15% dieser Gruppe
sind n u r vom Irlen Syndrom betroffen. Sie bekommen die richtige Folie
(Brille) und können lesen. Die verbleibenden 85% brauchen weitere therapeutische
Maßnahmen. Wenn das Schriftbild ruhig bleibt, ist die Chance, dass die
Maßnahmen erfolgreich sind, natürlich wesentlich größer. Helen Irlen
entwickelte einen umfangreichen Fragebogen, Testmaterial und farbige
Folien, die auf die bedruckte Seite gelegt werden konnten. Die Folien
sind beidseitig benutzbar: eine Seite reflektiert, die andere ist matt.
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1.2. Die erste Doppelblindstudie
Im Rahmen der Studie wurden an drei Schulen
in Los Angeles legasthene Schüler auf das Irlen Syndrom hin getestet.
Dieser Test (Screening genannt) ermöglicht die sichere Diagnose, ob
das Irlen Syndrom vorliegt. Eine Gruppe bekam die ermittelten Farbfolien,
eine Gruppe ähnliche Folien, eine Gruppe keine Folien. Die Schülergruppe
mit den optimalen Folien erreichte weit bessere Abschlussergebnisse
als erwartet. Interessant war auch der 'Nebeneffekt' der Folien. Die
Schüler konnten erwartungsgemäß besser lesen: Das Schriftbild war klarer,
die Buchstaben bewegten sich nicht mehr, der Hintergrund schluckte nicht
mehr die Worte. Und das Lesen wurde auch generell angenehmer: Ø Kopfschmerzen,
Ø Schwindelgefühl, Ø Ermüdung, Ø Erschöpfung, Ø Brennende oder tränende
Augen ließen deutlich nach oder hörten ganz auf. Ein wichtiger Aspekt
für die gestiegene Konzentrationsfähigkeit.
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1.3. Die Irlen Filterbrille
Bei der Abschlussbesprechung erwartete
Helen Irlen natürlich Lob. Aber: die Schüler brachten nur ihre Sorgen
vor: wie geht es weiter? Wir können nicht von der Tafel lesen! Das Einkaufen
ist ein Ratespiel! Die Sonne / das Tageslicht blendet und verursacht
Kopfschmerzen, Schwindel und schmerzende Augen! Wir wollen Brillen!!!
Helen Irlen gründete das Irlen Institut. Es hat sich inzwischen gezeigt,
dass auch das Tragen der Irlen Filterbrille zahlreiche - unerwartete
- positive Nebeneffekte hat. Nicht nur die Lichtempfindlichkeit (Blendungsempfindlichkeit)
lässt nach, stressabhängige gesundheitliche Beschwerden bessern sich
nachhaltig. Es ist zu vergleichen mit einer Person, die neben einer
Autobahn wohnt. Der Dauerlärmstress hat Folgen auf den Organismus (z.B.
Magengeschwüre) und die Ausgeglichenheit. Zieht die Personen in eine
andere, ruhig gelegene Wohnung, geht es ihr besser (die Magengeschwüre
können erfolgreich behandelt werden). Die Irlen Farbfilter wirken auf
die Sehwahrnehmung. Der permanente Lichtstress lässt nach. Der Klient
fühlt sich wohl(er).
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Copyright © 1998-2006 by Perceptual Development Corp/Helen Irlen. All rights reserved. Adapted by Dorothee Perpeet.
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